Mittwoch, 6. August 2014

Testosteron? Feministen und Genderisten ziehen die falschen Schlüsse

von Hadmut Danisch

Mir geht da gerade was durch den Kopf. Wieder so ein Gedanke.

Eigentlich habe ich gerade schon im Bett gelegen und war schon am Einschlafen, und wie das eben da so ist, sind mir nochmal die Inhalte dieser zwei vorhin verbloggten Artikel durch den Kopf gegangen, nämlich dieser hier, in dem erwähnt wurde, dass der Zusammenhang zwischen Fingerlänge (und damit Testosteronspiegel als Fötus) und Berufswahl nur bei Männern signifikant sei, nicht bei Frauen. Und der hier, wonach anhand von Schädelformen älterer und neuerer Schädel und den heutigen Schädeln von Menschen mit viel und wenig Testosteron geschlussfolgert wurde, dass entweder der Testosteron-Spiegel – oder die Rezeptoren dafür – im Lauf der Zeit abgenommen hat.

Sie hatten diese Abnahme mit einer „Feminisierung” verglichen und gesagt, dass die aggressiven, kriegerischen und gefährlichen männlichen Schimpansen viel Testosteron ausschütten, die sozialeren, friedlicheren und frei herumvögelnden Bonobos jedoch gar nicht.

Das könnte allerhand erklären.

Was wäre (z. B. auch im Vergleich des Homo Sapiens mit dem Neandertaler, der vor 30.000 Jahren ausgestorben sein soll, was ja innerhalb der Zeitspanne der betrachteten Schädel lag), wenn der Mensch im Laufe dieser Entwicklung durch die zunehmende Bevölkerung evolutionäre Vorteile davon hatte, wenn der Testosteron-Spiegel sank? Wie der Unterschied zwischen dem aggressiven Schimpansen zum friedlichen, sozialen Bonobo?

Genau das würde die Schädelformen ja erklären.

Wäre es möglich, dass sich im Laufe der letzten ca. 30.000 bis 50.000 Jahre diese Rollenteilung Mann=Jäger auf der Jagd, Frau=Gruppenmensch im Dorf gebildet hat, und es sich dabei als vorteilhaft erwiesen hat, wenn der Testosteron-Spiegel (oder die Rezeptoren dafür) drastisch absanken? Die Beschreibung im zweiten Artikel über die bei niedrigem Testosteron-Spiegel verbesserte Kommunikativität und das tolerantere Sozialverhalten könnte bei diesen Gruppenstrukturen von Vorteil gewesen sein – oder umgekehrt, die dörfliche Gemeinschaft erst ermöglicht haben.

Würde daraus ein passender Schuh?

Wenn sich diese Unterschiede gerade auf dem X- und Y-Chromosom manifestierten und Männer Testosteron stärker produzieren oder mehr Rezeptoren haben, würden die sich folglich archaischer, kämpferischer, aggressiver, einzelgängerischer verhalten, während Frauen sich kommunikativer, sozialer usw. verhalten würden.

Man könnte sagen, dass die Soziologen und Gender Studies mit einigen Ihrer Beobachtungen richtig lagen, nur mit ihrer Deutung und Erklärung komplett falsch lagen.

Es würde schon bedeuten, dass sich Männer und Frauen unterscheiden, und der Unterschied in einer Wechselwirkung mit dem stärkeren Zusammenleben (könnte man auch als „Kultur” bezeichnen) verstärkt wurde, nur eben nicht unmittelbar kulturell und in 200 Jahren, sondern biologisch-evolutionär und in 20.000 Jahren.

Es könnte durchaus das erklären, worüber die Gender Studies immer so zetern: Nämlich dass die Frau genügsamer (Gender Pay Gap), friedlicher, weniger aggressiv, kleiner, sozialer, toleranter, kommunikativer wäre. Typische Eigenschaften, die in der Herde von Vorteil sind und damit wiederum unter vielerlei Lebensbedingungen den Vorteil sichern.

Und läge es nicht (nur) an der Menge des Testosteron, sondern auch an den Rezeptoren dafür, könnte dies erklären, dass man den Einfluss des Testosteron auf die Berufswahl nur bei Männern, nicht bei Frauen nachweisen konnte – bei Frauen wirkt’s vielleicht einfach nicht oder kaum. Es würde bedeuten, dass Frauen nicht nur weniger Testosteron haben, sondern darauf auch viel weniger ansprechen. Und sich deshalb auch grundlegend anders entwickeln. Obwohl sie auch Testosteron im Blut haben.

Es hätte außerdem eine frappierende Erklärung für einen anderen Aspekt. Eine der Theorien zur Erklärung von Homosexualität ist ja der Testosteronpegel in einer bestimmten Schwangerschaftsphase. Was wäre, wenn diese teilweise Anpassung des Menschen an das Zusammenleben, die sich vorrangig auf Frauen bezöge, evolutionär nicht so ganz sauber gelaufen ist, sondern diese verminderten Rezeptoren für Testosteron, und zwar gerade die für das Verhalten, sich manchmal auch bei männlichen Föten zeigte, das heißt, dass genau die Eigenschaft, die bei Frauen für ein stärkeres Sozialverhalten sorgt, bei manchen männlichen Föten dazu führte, dass der „Männermacher” Testosteron nicht in vollem Umfang wirken kann?

Es würde erklären, warum fast nur Männer häufig so aggressiv und kämpferisch sind, wie es eigentlich nur in der Steinzeit sinnvoll war. Es würde aber auch erklären, warum sie etwas vorantreiben, erforschen, technisch orientiert sind. Womöglich war gerade diese Zweiteilung zwischen Krieger/Jäger und Dorfgemeinschaft selektiv von Vorteil. Vielleicht war es das, was dem Neandertaler gefehlt hat, und der strotzte ja vor Merkmalen, die man dem Testosteron zuschreibt, bis hin zu den Augenwülsten.

Wie gesagt: Es hätte zur Folge, dass einige der Beobachtungen und Sichtweisen der Soziologen und der Gender Studies sogar dem Grunde nach richtig wären, nur eben deren Deutungsversuche völlig daneben lägen. Und damit die ganze Dekonstruiererei natürlich Humbug wäre, weil es nicht mehr dekontruierbar wäre. Soziologie läge dann auf einem Wissenschaftsniveau mit Aberglauben, der Vorgänge erkennt, aber sie auf Geister, Teufel, Klabautermänner schiebt.

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